Wie sieht eigentlich das ideale Girokonto aus? Keine Kontoführungsgebühren? 24-stunden Hotline? Echtzeitüberweisung? Jeder wird wahrscheinlich anderen Vorstellungen von solch einem Girokonto haben. NUMBER26 versucht viele dieser Vorstellungen mit seinem Kontomodell umzusetzen.
Das junge Unternehmen aus Berlin versucht in Sachen Banking vieles besser zu machen. So gehört ein kostenloses Girokonto mit ebenso kostenfreier MasterCard zur Standardausstattung. Gearbeitet wird auf direktem Wege mit dem Kunden ohne unnötigen Papierkram. Doch wie funktioniert dieses Girokonto und wie schlägt es sich im Test? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Um all diese Gesichtspunkte soll es in diesem Blogpost gehen.
Die Einrichtung
Wer ein Girokonto bei Number26 eröffnen will benötigt zunächst einmal eine Einladung. Um diese zu bekommen fragt man entweder einen Freund, der bereits Kunde ist und einen dann einlädt oder wartet auf eine Einladung durch das Unternehmen selbst. Dazu trägt man sich auf der Webseite für eine Einladung ein. Wartezeit: aktuell etwa 6-8 Wochen. Das ganze lässt sich jedoch auch beschleunigen. Lädt man beispielsweise sechs Freunde zu Number26 ein, erhält man eine „bevorzugte“ Einladung innerhalb von maximal 14 Tagen.
Mit der Einladung könnt ihr nun damit beginnen, euer Konto einzurichten. Die Online-Bank benötigt dazu eure persönlichen Daten (u.a. Anschrift, Geburtsdatum) und eine E-Mail-Adresse. Anschließend müsst ihr eure Identität bestätigen. Dazu nutzt ihr entweder die Verifizierung per Videochat über IDnow (hier bereits vorgestellt) oder den klassischen Weg über das PostIdent-Verfahren.
Das Konto
Ist der Registrieungsvorgang abgeschlossen erhaltet ihr wenige Tage später eure persönliche Kreditkarte von MasterCard inklusive hochgeprägter Buchstaben und Ziffern. Der Web-Zugang zu eurem Konto ist jedoch sofort nach der Anmeldung erreichbar. Für unterwegs bietet Number26 ebenfalls eine App für das Smartphone. Dort werdet ihr auf Wunsch in Echtheit über ein- und ausgehende Buchungen informiert.
Jetzt fragt ihr euch sicherlich: „Eine Kreditkarte? Aber das ist doch kein Girokonto!“. Eine berechtigte Frage, doch Strenggenommen handelt es sich bei einem Girokonto um „Ein Konto, über das der alltägliche bargeldlose Zahlungsverkehr abgewickelt wird“. Nichtsdestotrotz könnt ihr natürlich auch Zahlungen empfangen und Geld überweisen. Dafür bekommt ihr von der Bank eine IBAN zugewiesen und könnt über die App oder Online Überweisungen vornehmen.
Number26 im Alltag
Im Alltag kann Number26 in vielen Punkten überzeugen. Zahlungen im Handel sowie Überweisungen über das Portal laufen zuverlässig. Ebenso werden eingehende Zahlungen ordnungsgemäß und zügig gebucht. Die MasterCard funktioniert wie jede andere Kreditkarte und lässt sich auch im Online-Handel problemlos nutzen. Blöd ist es natürlich, wenn man auf einen Einzelhändler stößt, der ausschließlich EC-Karten akzeptiert. Dann schaut man mit der MasterCard von Number26 in die Röhre und muss auf Bargeld zurückgreifen. Praktisch ist in diesem Fall die Möglichkeit kostenlos Geld abzuheben.
Außerdem gibt es keinen lokalen Ansprechpartner. Number26 ist eine reine Online-Bank. Wer trotzdem mal Hilfe benötigt wählt entweder den kostenlosen Support per Telefon an oder bedient sich der vorbildlichen FAQ-Datenbank.
EC-Karte & Dispokredit
Für die Zukunft plant Number26 neben der kostenlosen Kreditkarte eine vollwertige EC-Karte. Zusätzlich will das Unternehmen bald auch die Option bieten, das Girokonto zu überziehen.
Das Herzstück: Die App
Die mobile App von Number26 (übrigens mit TouchID auf dem iPhone) bildet quasi das Herzstück der Online-Bank. Dort könnt ihr wie schon gesagt in Echtheit ausgehende Buchungen anschauen. Im Allgemeinen werden eure Buchungen automatisch kategorisiert und sortiert. Darüber hinaus bietet die App zahlreiche Statistiken über eure Zahlungen. Zusätzlich bietet euch die App jederzeit die Möglichkeit Einstellungen für eure Kreditkarte anzupassen. Dazu gehören z.B. Onlinezahlung, Abhebung, Auslandszahlungen und temporäre Kartensperre zu aktivieren bzw. deaktivieren.
Integriert ist auch eine Funktion namens Moneybeam, welche es euch ermöglicht in Echtzeit Geld an eure Freunde zu senden. Dazu erhalten Freunde, die bereits ein Konto bei der Online-Bank haben, das Geld direkt. Freunde ohne Konto bei Number26 erhalten per SMS, Mail oder Nachricht einen Link unter dem sie dann ein Bankkonto eingeben, auf das das Geld überwiesen wird.
Hintergrundinformationen
Da man in Deutschland logischerweise ja nicht einfach so ohne weiteres „was mit Banking“ machen kann, benötigt auch die Number26 GmbH eine Banklizenz. Da diese mit enormen Aufwand und Bedingungen verbunden ist, kooperiert das Unternehmen mit der wirecard bank. Mit dieser schließt ihr letztendlich auch den Bankvertrag und in deren Verantwortung liegt auch euer Geld. Informationen zu der wirecard bank und deren Geschäftsmodell habe ich vor einiger Zeit bereits gebloggt.
„Und wie verdient Number26 jetzt sein Geld, wenn alles kostenlos ist?“ Eine berechtigte Frage! Laut dem Unternehmen zahlen die Händler für jede Zahlung eine kleine Gebühr. Der Kunde selbst soll zu keinem Zeitpunkt Nutzungsgebühren an die Bank zahlen sollen. Ob sich das demnächst bei Einführung der Girokarte oder Dispokredit ändern wird ist noch ungewiss.
Fazit
Number26 bietet euch ein kostenloses Girokonto ohne wenn und aber. Zwar gibt es aktuell noch sehr lange Wartezeiten, doch ist das Konto einmal eingerichtet könnt ihr es risikolos testen. Die Kreditkarte ist ein nette Sache kann jedoch in vielen Teilen Deutschlands die klassische EC-Karte nicht ersetzen. Daueraufträge sind aktuelle leider noch nicht möglich, Lastschriften hingegen schon. Wichtig zu wissen ist, dass ihr wirklich nur das Geld ausgeben könnt, dass sich auf eurem Konto befindet.
Weltweit kostenlose Bargeldverfügungen sowie eine übersichtliche App und ein intuitives Online-Banking machen Number26 zu einem super Girokonto. Nebenbei gibt es auch noch einen zügigen und freundlichen Telefonsupport, der euch in allen Fällen sehr gerne weiterhilft.
Zusammenfassend handelt es sich bei Number26 tatsächlich um ein sehr modernes Girokonto. Schnelle Einrichtung, Verifizierung per Videochat, keine Gebühren und optimale Software lassen wenig Spielraum zum meckern weshalb man über die wenigen Kritikpunkte hinwegsehen kann.
Update vom 19. Oktober 2015
Seit der Veröffentlichung dieses Beitrags sind einige Monate vergangen und ich bin nach wie vor sehr zufrieden mit meinem Number26-Konto. Erfreulicherweise hat das Unternehmen seiner MasterCard jetzt auch einen NFC-Chip spendiert. Damit lassen sich Zahlungen kontaktlos und bis zu einem Wert von 25 Euro sogar ohne PIN oder Unterschrift abwickeln. Aber Achtung, diese Funkverbindung kann unter Umständen auch abgefangen und von kriminellen genutzt werden (NölSch.de berichtete).
Entgegen meiner Bedenken am Anfang ist die Bargeldabhebung innerhalb Europas tatsächlich kostenfrei. Dabei muss man im Ausland (z.B. England) natürlich darauf achten den Wechselkurs von Mastercard und nicht den der betreibenden Bank des Geldautomaten auszuwählen. Dieser ist nämlich weitaus schlechter – zum Teil sogar bis zu 10 Euro!
Update vom 2. Februar 2016
Seit November letzten Jahres hat Number26 sein Angebot um einen Dispokredit erweitert. So wird aus der Prepaid-Kreditkarte im Handumdrehen eine, die auch ohne Aufladung zur Bezahlung verwendet werden kann. Um in den Genuss des „Dispo“ zu kommen müssen jedoch einige Voraussetzungen erfüllt werden, denn welche Bank gibt schon „einem Fremden“ einfach so einen Kredit? So ist es auch bei Number26, dort müsst ihr ein regelmäßigen Einkommen nachweisen, euren Wohnsitz in Deutschland haben und eure Schufa sollte auch im grünen Bereich sein. Dann gibt es als „kostenloses“ Extra einen Dispokredit mit bis zu 2.000 Euro Verfügungsrahmen bei 8,9 Prozent pro Jahr.
Der Dispokredit kann laut Number26 innerhalb weniger Minuten aktiviert werden und steht nach SCHUFA-Abfrage (in Echtzeit) kurze Zeit später zur Verfügung. In meinem Fall hat das ganze ohne Probleme geklappt und dauerte keine fünf Minuten. Von daher also auch hier ein Lob an Number26 für diesen schnellen Prozess. Wer sich fragt, wie hoch der Dispokredit tatsächlich ist kann sich in etwa an der Aussage von den Kollegen von kostenlosesgirokonto.de orientieren: „Als Faustregel kann dabei gelten, dass bei guter Bonität mit dem dreifachen eines Monatsgehaltes gerechnet werden kann.“
Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 19.05.2015 auf meinem alten Blog gepostet.
Beitrag kommentieren